Ein Krieg erschüttert Europa und erschüttert die Herzen der Menschen. *** We stand with Ukraine ***
Doch dieser Krieg entstand nicht aus dem Nichts! Er hat einen Ursprung und der liegt in den Egos der Menschen - von jedem von uns. Eine unserer Dozentinnen erklärt, wie wir letztendlich Krieg gegen uns selbst führen und was wir dagegen tun können - als Podcast zum Zuhören und Lesen.
Die letzten beiden Jahre sind eine Herausforderung für die Menschheit und für jeden einzelnen von uns. Wir sind von einer Pandemie betroffen, die große einschneidende Veränderungen in unser Leben brachte, wir mussten uns beschränken, impfen lassen und der Lebensradius verkleinerte sich gravierend. Dazu kamen weltweit verheerende Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Waldbrände, Vulkanausbrüche, Tornados, Orkane. Die Natur rüttelt an uns und scheint eine Veränderung von uns zu erwarten. Wir waren betroffen, wütend, dass wir nicht so konnten, wie wir wollten, fühlten uns eingesperrt und bevormundet und waren allein mit uns Zuhause, ein Gefühl das die meisten von uns gar nicht kennen...
Und nun haben wir Krieg, mitten in Europa.
Menschen haben Angst um ihr Leben, Frauen flüchten mit den Kindern und die Männer bleiben zurück und greifen zu den Waffen. Wir haben wieder eine große Flüchtlingswelle von Menschen, die vor dem Grauen des Krieges Sicherheit suchen und dafür unvorstellbare Kraft aufwenden müssen. Man kann also sagen: die Einschläge in unser aller Leben werden tiefer und bedrohlicher.
Während meiner Recherche für diesen Podcast musste ich plötzlich an all die Hochkulturen denken, die von der Bildfläche verschwunden sind. Denken sie z.B. an das große römische Reich, die Ägypter oder die Maya. Das waren weitentwickelte Kulturen, die aber irgendwann zusammengebrochen sind. Und ich frage mich, ob wir auch darauf zusteuern, weil wir mehr nehmen, als wir geben, und mehr nach außen gerichtet sind, als nach innen.
Ich will hier nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, das kann ich auch gar nicht, weil ich auch nicht besser bin. Ich ertappe mich dabei, mich tierisch aufzuregen, wenn ich im Supermarkt vor einem leeren Regal stehe und nicht bekomme, was ich will. Dass ich noch in einen anderen Laden muss, um mein Mittagessen zu kochen, das ich mir in den Kopf gesetzt habe. Ich bin stinksauer, dass ich dafür meine Zeit vergeude und Energie. Das ist wirklich traurig, denn wie viele Menschen können sich diesen Luxus nicht leisten in den Supermarkt zu gehen, müssen hungern oder stundenlang durch die Steppe laufen für einen Liter schmutziges Wasser.
Und das bringt mich zu der nächsten Frage:
Was ist wirklich wichtig für mich und was brauche ich zum Leben?
Ich glaube, das haben wir alle aus den Augen verloren, weil die Gesellschaft so oberflächlich geworden ist. Es geht darum Eindruck zu machen, tolle Klamotten zu tragen und dabei erstickt die Welt mittlerweile an weggeworfenen Billigklamotten. Es geht darum jung, schlank, hip, erfolgreich zu sein, aufzufallen, aus der Masse herauszustechen. Dafür nehmen viele einen Kredit auf, lassen sich operieren, kaufen teure Autos oder machen Reisen in exotische Länder und laufen der allgemeinen Meinung hinterher.
Ich habe das jahrelang gemacht, habe alles dafür getan, dazu zu gehören. Und ich kann Ihnen sagen, das kostet richtig Kraft. Und was viel schlimmer ist: Ich war nie zufrieden. Ich war permanent neidisch auf andere, die mehr hatten als ich, war von Eifersucht zerfressen, wenn meine Freundin mehr Aufmerksamkeit bekam. Egal wie viel Mühe und Anstrengungen ich unternahm, ich erlangte keine dauerhafte Zufriedenheit. Mein Ego trieb mich immer höher und weiter. Ich ließ mir die Lippen mit Permanent-Makeup tätowieren, um vollere, schönere Lippen zu haben. Was sehr weh tat und blutete wie verrückt. Das war mir egal, ich wollte das und habe bitter dafür bezahlt, weil sich alles entzündete, aufplatzte und vereiterte. Damals war keine Maskenpflicht und ich wurde angestarrt, wenn ich vor die Tür ging, aber nicht weil ich so schöne Lippen hatte, sondern, weil ich wie ein Monster aussah.
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil das, was in der Welt gerade passiert, auch in uns passiert.
Wir leben unser Ego aus und geben ihm Zucker!
Wir trainieren für unsere Topfigur, aber wir setzten uns nicht mit unserer Seele auseinander. Wir kämpfen täglich gegen unser Gefühle, wollen sie nicht haben, weil sie unbequem sind, uns daran erinnern, dass wir vielleicht erschöpft oder traurig sind oder Trost brauchen. Unser Ego will das alles nicht haben, das stört, macht uns eventuell funktionsunfähig und das bedeutet Gefahr. Das darf nicht passieren, dann könnten wir an den Rand der Gesellschaft rutschen, unseren Lebensstandard nicht halten. Und was sollen die anderen denken?! Deshalb reißen viele sich täglich zusammen, beißen die Zähne zusammen und treten sich selbst in den Hintern.
Das geht aber nur bedingt, denn der Kampf hört nicht auf. Ich kann nur sagen: „Täglich grüßt das Murmeltier“. Und die Gefühle schwappen immer wieder hoch. Die verschwinden nicht einfach nur, weil wir sie nicht haben wollen. Sie nutzen jeden schwachen Moment, um durchzubrechen, um darauf hinzuweisen: „Du, es geht dir nicht gut. Da gibt es etwas in dir, was dich schon seit langem traurig macht, dir die Kraft raubt.“
Oder es gibt einen Lebensbereich, der einen unzufrieden macht, wo immer wieder ein Traum hochkommt, der nicht verwirklicht - aber auch noch nicht ganz abgehakt wurde. Und unser Ego unterbindet das alles, ist unser größter Feind, weil es verhindert, dass wir zu uns selbst finden: zu unserm wahren Wesen.
Persönlichkeit und innere Stärke hat nichts mit der äußeren Erscheinung oder der Fülle des Bankkontos zu tun, sondern mit dem Inneren – der Seele. Meine Freundin hat alles gemacht, was ihr Angst macht und ist an ihrer Angst gewachsen und stark geworden. Und nicht, weil sie sie verdrängt hat, sondern weil sie sich aktiv mit ihr auseinandergesetzt hat, solange bis sie keine Angst mehr hatte. Das ist mein Vorbild.
Es ist viel anstrengender gegen den Strom zu schwimmen als immer nur mit zu laufen.
Es wird Zeit, dass wir wieder starke Individuen werden, dass wir Zivilcourage haben, unsere Lebensträume verfolgen, egal, was unser Ego zu meckern hat oder die Anderen.
So traurig es ist, aber dieser Krieg hat uns scheinbar aufgerüttelt und vielleicht schafft er das, was die anderen Katastrophen nicht geschafft haben. Ich bin berührt von der Hilfsbereitschaft, der Wut und der Entrüstung der Menschen weltweit, von dem Mitgefühl und der Angst, die die meisten von uns haben. Das Leben will Veränderung und das mit aller Macht. Und die Lösung finden wir in uns drinnen, eine Abwendung von Gier, Macht, Neid, Eifersucht, hin zu innerer Zufriedenheit, Bescheidenheit, indem wir uns mit uns selbst beschäftigen, mit dem was uns wichtig ist, neugierig darauf sind, was wir noch alles in uns entdecken.
Das klingt jetzt gerade ein wenig wie das Wort zum Sonntag, aber ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mich selber lange vermisst habe, mich so veränderte durch Anpassung, dass mein ICH nichts mehr mit mir zu tun hatte. Ich wurde hart, aggressiv, laut, wollte immer mehr und wurde immer unzufriedener, weil ich bei meiner Entwicklung eine wichtige Komponente vergessen hatte, nämlich meine Seele. Die habe ich irgendwo in der Kindheit zurückgelassen, weil sie mich mit ihren ganzen Schmerzen, Traurigkeit und Ängsten genervt hat. Seit mir das bewusst wurde, habe ich mein Leben verändert und das ist ein Kampf, weil das Umfeld das nicht versteht und nicht möchte, dass man sich verändert, und das Ego will das schon gar nicht – das will so bleiben wie es ist.
Es ist eine Entscheidung, die ich jeden Tag wieder treffen muss, und manchmal verliere ich. Aber ich gebe nicht auf und das wünsche ich Ihnen auch, denn der Kampf lohnt sich.
Stand with Ukraine. And stand with your soul. ;)
Bildquellen: bookdragon und Satheesh Sankaran auf pixabay
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